Fahrraddiebstahl – So schützt man sein Fahrrad

Carsten Hinrichs
- Seit über 10 Jahren teste ich Fahrräder & Zubehör auf Herz und Nieren.
Fahrraddiebstahl

Das Fahrrad ist eine der wertvollsten Erfindungen in Bezug auf Mobilität und Umweltfreundlichkeit. Wer ein gutes und ein teures Fahrrad fährt, der möchte sich auch gut vor einem möglichen Fahrraddiebstahl schützen. Prävention ist dabei das wichtige Thema, die Zahlen der Diebstähle gehen tendenziell zurück, der Wert der gestohlenen Fahrräder steigt hingegen. Wie man auch 2024 sein Fahrrad vor Diebstahl schützen kann und was man macht, wenn man Opfer eines Diebes geworden ist, erklären wir euch – 2019 wurde statistisch gesehen alle 114 Sekunden ein Fahrrad geklaut.

Gründe für einen Fahrraddiebstahl

Es gibt unterschiedliche Gründe, wieso ein Fahrrad von einem Fahrraddiebstahl betroffen sein kann, wir unterscheiden in diesem Artikel vier verschiedene Fälle.

Fall 1: Der Mobilitätsdieb

Der spontane Fahrraddieb möchte schnell und unkompliziert an ein Fahrrad herankommen, da er das Fahrrad jetzt gerade selbst benötigt um vom einen zum anderen Ort zu gelangen. Hierbei handelt es sich um einen spontanen Fahrraddiebstahl, der oftmals impulsgesteuert ist. Das Rad wird teilweise am Zielort einfach liegengelassen und wartet darauf vom Nächsten gefunden zu werden.

Fall 2: Die organisierten Fahrraddiebe

Der organisierte Fahrraddiebstahl geht gezielt auf die Suche nach hochwertigen Fahrrädern um diese weiterzuverkaufen. Dabei werden oft hochpreisige Fahrräder wie E-Bikes gestohlen. Neben den Pedelecs stehen auch Rennräder, Mountainbikes und andere, hochwertige Räder im Fokus der Diebe. Diese gezielten Diebstähle werden oftmals mit Transportern durchgeführt und die Fahrräder werden im großen Stil eingeladen und abtransportiert. Oft sind Fahrräder betroffen, die nicht angeschlossen, sondern nur abgeschlossen sind.

Fall 3: Beschaffungskriminalität

Diese Diebe nehmen vor allem Geldprobleme als Anlass. Wer Geldnöte hat, der kann mit einem gebrauchten Fahrrad schnell den einen oder anderen Euro verdienen. Fahrräder, die nur mal eben kurz unbeobachtet vor dem Kiosk oder dem Bäcker abgestellt werden, werden sehr gerne als Diebesgut genommen. Das Ziel ist, das Fahrrad direkt an der nächsten Ecke zu verkaufen. Diese kurzfristigen Diebstähle mit dem direkten Ziel des Verkaufens kommen oft in der Nähe von Drogenpunkten vor. Hier wird der gewonnene Euro direkt in illegale Substanzen investiert.

Fall 4: Die Hehlerei

Es gibt noch eine Form, wieso ein Dieb ein Fahrrad klaut. Der Dieb stiehlt das Fahrrad, da er Geld damit verdienen will. Dieses Geld wird jedoch nicht in Drogen investiert. Die Hintergründe sind gezielte Auftragsdiebstähle mit einer Gewinnabsicht oder ein privater Handel mit den gestohlenen Fahrrädern.

Fahrradräder vor Diebstahl schützen

Generell können wir den Schutz bei Fahrrädern in verschiedene Bereiche aufteilen, mit denen wir unser Fahrrad schützen können:

  • Mit einem Fahrradschloss (Prävention),
  • mit einer Fahrradversicherung (Nachsorge)
  • durch auffällige Farben (Prävention und Nachsorge)
  • durch den Ort des Abstellens (Prävention) – möglichst an hellen Orten

Das Fahrrad richtig abschließen und abstellen

Bei der Nutzung der Fahrradschlösser ist darauf zu achten, dass das Schloss möglichst bodenfern am Fahrrad angebracht und das Fahrrad immer an einen anderen, festen Gegenstand angeschlossen wird. Dies hat folgende Vorteile:

  • Der Dieb kann zum Beispiel einen Bolzenschneider nicht am Boden abstützen um diesen zur Kraftaufbringung zu nutzen.
  • Das Fahrrad kann nicht vom Gegenstand entfernt (weggetragen) und das Fahrradschloss an einem anderen Ort aufgebrochen werden.
  • Wer zwei Schlösser nutzt, schreckt noch mehr vor spontanen Diebstahl ab.

Ein Fahrradschloss sollte sicher sein. Günstige Schlösser aus dem Discounter sind oftmals nur aus Blech und können bereits mit wenig Aufwand in Sekunden aufgebrochen werden. Die Logik liegt in der Sache, ein sicheres Schloss muss aus einem guten und starken Material bestehen. Für 9,99 Euro ist dies kaum zu leisten. Teuer ist dabei jedoch auch nicht immer gut. Wir haben bereits Schlösser in der Hand gehalten, auf denen Stand „gehärteter Stahl“ und wir konnten das Schloss binnen Sekunden öffnen. Wir empfehlen bei der Fahrradschloss-Auswahl auf bekannte Marken zu setzen.

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Das Fahrrad sollte auch bei kurzen Aufenthalten im Kiosk, beim Bäcker oder am Fahrkartenautomat immer ab- und angeschlossen werden. „Gelegenheit macht Diebe“, in der Beschaffungskriminalität wird genau auf solche Situationen geachtet, in der der Besitzer einmal kurz den Blick vom Fahrrad lässt.

fahrrad geklaut schloss noch da

Geschütze Fahrradräume nutzen

Immer mehr Kommunen bieten abschließbare Fahrradkäfige an. Oftmals sind diese an Bahn- und Busbahnhöfen zu finden. Pendler können ihr Fahrrad innerhalb eines abschließbaren, eingezäunten Bereichs abstellen. Die Schlüssel und Zugänge solcher Fahrradkäfige bekommt man im Regelfall bei der Stadt oder Gemeinde.

Fahrradabstellplatz Bike und Ride

Schnellspannverschlüsse dienen nicht nur Dieben dazu einen Sattel oder ein Laufrad zu klauen. Wer sein Fahrrad öffentlich zugänglich abstellt, dies kann auch der Fahrradkeller sein, kann den Sattel selbst abnehmen. Spontane Diebe, die das Rad für eine bewusste Strecke nutzen wollen, lassen im Regelfall die Finger von so einem Rad. Wer es gezielt auf den Rahmen und andere Teile abgesehen hat, lässt sich kaum abschrecken. Systeme wie das Pitlock-System können dafür sorgen, dass auch ein Schnellspannverschluss nicht von jedem geöffnet werden kann. Hier muss der passende Schlüssel mitgeführt werden, ähnlich wie bei einem Felgenschloss am PKW.

Besondere Auffälligkeiten des Fahrrads merken

Ist ein Fahrrad auffällig, fällt es auch anderen Personen schnell auf. Ein Dieb, der unauffällig unterwegs sein will, kann sich von einer hellen und grellen Farbe abgeschreckt fühlen.

Es gibt Millionen Fahrräder, umso wichtiger ist es, dass man Besonderheiten aufzählen kann, die das eigene Fahrrad auch unter 20 gleichen Modellen wiedererkennen lässt. Dies kann eine andere Klingel, eine besondere Tasche, ein Kratzer an einer bestimmten Stelle oder auch die Rahmennummer sein. Wer ein Fahrrad kauft, sollte immer die Rahmennummer notieren und gut aufbewahren. Diese Rahmennummer kann der Polizei übergeben werden. Wird ein Fahrrad gefunden, kann die Nummer direkt mit der Anzeige abgeglichen werden. Das Fahrrad kann kostenlos bei der Polizei registriert werden. Auf Aktionstagen des ADFC besteht häufig auch die Möglichkeit ein Fahrrad registrieren zu lassen. Mit dem Fahrradpass kann später der Eigentümer nachgewiesen werden.

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Fahrradversicherung für den Ernstfall abschließen

Neben den Maßnahmen zur Prävention gibt es auch für den Ernstfall gewisse Vorgehensweise und Maßnahmen. Die Fahrradversicherung ist dabei ein Mittel der Wahl. Der Ersatz des Zweirads kann mit der richtigen Fahrradversicherung gewährleistet werden. Die Versicherung verlangt nicht selten eine Kaufbestätigung im Original. Gab es vor einigen Jahren den Schutz fast ausschließlich über die eigene Hausratversicherung, so werden diese Policen fast schon abgelöst von reinen Fahrraddiebstahlversicherungen und Vollkaskoversicherungen für das Fahrrad.

Ältere Tarife der Hausratversicherung haben teilweise eine „Nachtklausel“, hier ist das Rad in einem Korridor von 22 Uhr bis 6 Uhr unversichert, außer das Rad befand sich in Gebrauch. Hiermit wird der Diebstahl aus dem Keller oder Schuppen nicht abgedeckt. Diese alten Verträge sind jedoch nicht mehr zeitgemäß. Hat man einen Schutz über die Hausratversicherung, sollte man diesen auf diese Klausel hin überprüfen.

Wer sein Fahrrad finanziert hat, zum Beispiel über einen Kredit, für den ist eine Diebstahlversicherung durchaus eine Möglichkeit zur Absicherung von offenen Kreditraten. Ist das Fahrrad geklaut und muss sowohl der Kredit als auch die Neuanschaffung eines Bikes bezahlt werden, geht dies ins Geld.

Deckt die Hausratversicherung den Fahrradwert ab?

Merkmal Werte
Abdeckung Hausratversicherung Euro
Prozent Abdeckung Fahrraddiebstahl % (z. B. 5 %)
Theoretischer versicherter
Wert des Fahrrads

(Theoretische Berechnung, bitte die Versicherungsbedingungen und Hausratpolice beachten und überprüfen, ob ein Versicherungsschutz vorliegt.)

Mein Fahrrad wurde geklaut, was jetzt?

Was ist zu tun, wenn das eigene Fahrrad geklaut wurde? In jedem Fall sollte ein Fahrraddiebstahl bei der Polizei zur Anzeige gebracht werden. Dazu bieten einige Polizeidienststellen auch eine Möglichkeit, dies online durchzuführen, mehr dazu unter online-strafanzeige.de. Von der Polizei erhält man im Anschluss eine Vorgangsnummer. Hat man eine Fahrradversicherung, so ist diese Vorgangsnummer sehr wichtig für den weiteren Verlauf. Am Ort des Diebstahls können Reste, die vom Diebstahl zeugen, aufgenommen werden. Hat man eine Hausratversicherung oder eine extra Fahrradversicherung, die das eigene Fahrrad im Diebstahlfall mit absichert, ist nun die entsprechende Versicherung zu informieren. Der Ansprechpartner der Versicherung wird jetzt weitere Schritte mitteilen.

Wer Bilder von seinem Fahrrad hat, kann auf regionalen Portalen oder in regionalen Foren ein Bild mit dem Fahrrad posten und den Hinweis dazu geben, dass dies gestohlen wurde. Auch Portale wie Kleinanzeiger können nach dem eigenen Fahrrad durchsucht werden. Wird das Fahrrad gefunden, sollte man zur eigenen Sicherheit immer erst die Polizei über den Fund informieren und hier eine Absprache zum weiteren Vorgehen treffen. Flohmärkte sind ebenfalls Orte, an denen auch gestohlene Fahrräder verkauft werden. Es können Hotspots wie Universitäten oder auch Bahnhöfe nach dem Fahrrad abgesucht werden. War es ein Mobilitätsdieb (wie im Fall 1), können die Räder durchaus an solchen Punkten wieder auftauchen.

Fahrraddiebstahl Strafen

Wer gegen den Willen des Besitzers ein Fahrrad (Fahrzeug) nutzt, kann dafür mit bis zu drei Jahren Gefängnis oder mit einer Geldstrafe bestraft werden (§ 248b StGB). Schon der Versuch eines Diebstahls ist strafbar, auch hier kann eine Geldstrafe oder eine Gefängnisstrafe von bis zu 5 Jahren verhängt werden (siehe § 242 Strafgesetzbuch (StGB)). Damit dies geahndet werden kann, muss man einen Fahrraddiebstahl melden.

Fazit Fahrraddiebstahl – Was nun?

Diese Dinge helfen bei der Prävention und im Ernstfall: Das Fahrrad sollte mit einem sicheren Fahrradschloss an einen Gegenstand angeschlossen werden, um es so vor Fahrraddiebstahl zu schützen. Dazu können auffällige Fahrräder und Farben eine abschreckende Wirkung haben. Mit einer Fahrradversicherung kann im Schadensfall ein Ersatz gekauft werden. Belebte Orte oder besonders gesicherte Orte können einen zusätzlichen Schutz bieten. Wichtig ist, dass man die aufzubringende Zeit für den Diebstahl möglichst stark erhöht. Je länger ein Fahrraddieb benötigt um das Rad zu stehlen, desto eher lässt er locker und geht weiter. Es ist am Ende immer eine Frage der Zeit. Geklaut werden kann jedes Fahrrad, sei es noch so gut gesichert.

Im Jahr 2019 wurden laut der polizeilicher Kriminalstatistik rund 277.874 Fahrräder gestohlen. Die beliebtesten Orte waren dabei: Bahnhöfe, Schulen, Bäder, Sport- und Freizeitstätten. Die meisten Fälle von Fahrraddiebstahl pro 100.000 Einwohnern fanden in den Landkreisen und Regionen:

  • Lüneburg (1 603 Diebstähle)
  • Nienburg (1 550),
  • Göttingen (1 444),
  • Osnabrück (1 203)
  • und Leer (992) statt.

Sorgen Sie dafür, dass Ihr Fahrrad nicht mit in die Statistik der nächsten Jahre einfließt.

  • Schließen Sie Ihr Fahrrad an einem festen Gegenstand an.
  • Sichern Sie Schnellspannverschlüsse.
  • Nutzen Sie auffällige Farben.
  • Nutzen Sie ein sicheres Schloss.
  • Schließen Sie unter Umständen eine Versicherung für den Ernstfall ab.
  • Codieren und registrieren Sie das Fahrrad/ E-Bike/ Lastenrad.
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Carsten HinrichsIch bin , der Gründer des Fahrradmagazins. Meine Leidenschaft für das Radfahren begann in der Kindheit, in der Werkstatt meines Großvaters, dem Zweiradmechaniker meines Vertrauens. Nach einer gesundheitlichen Herausforderung wurde das Radfahren für mich nicht nur ein Weg zur Genesung, sondern auch eine Inspirationsquelle für authentische, praxisnahe Testberichte und Ratgeber, die ich seit mehr als 10 Jahren im Fahrradmagazin teile.
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